Die dicken alten nackten Leute in der Sauna. Kunst. Das ausrangierte 70er-Jahre-braun braune Sofa mit Ketchup-flecken und Zigarettenbrandlöchern auf der Straße. Kunst. Die im Wind tanzende Plastiktüte. Kunst.
Wenn man vom dauerweltverbessernden Revoluzzerdasein irgendwann genug hat, wird man irgendwann gleichgültig. Diese Gleichgültigkeit kann entweder in tatsächliche Gleichgültigkeit münden, so dass das Leben ein einziger grau-brauner Brei aus Arbeit, Schlafen und Essen wird; oder man sieht alles nur noch durch die Künstlerbrille. Was nicht bedeutet, dass alles auf einmal schön ist – für jeden der unter dem Wort „Kunst“ ein Synonym für „schön“ versteht. Nein. Kunst ist wie – hm – schwer zu beschreiben….(hier folgten Minuten des Sinnierens und sich Aufregens, dass mir keine Definition für Kunst einfällt). Doch. Ja. Kunst ist wie Selbstbewusstsein. Echtes pures Selbstbewusstsein. Die dicke alte nackte Frau, die ihre Falten mit derart charmanter Überzeugung und Selbstverständlichkeit trägt, als hätte sie sie in mühevoller Handarbeit selbst eingenäht. Jede einzelne Falte steht für eine aus ihrem Leben einzigartige Geschichte. Eigentlich nichts anderes als Tattoos. Das ramschige alte Sofa, wie es dort selbstbewusst am Straßenrand steht, stolz auf seine Einzigartigkeit, welche nur durch genau diese Ketschup-Flecken und Brandlöcher entstanden ist und über all die Momente melancholiert, welches es mit seinen Besuchern, die auf ihm Platz nahmen, erlebte. Und der Klassiker. Die im Wind tanzende Plastiktüte. American Beauty. Wer kann sich denn schon so leichtschwebend und grazil fortbewegen?
Kunst ist absurd. Die Menschheit auch.
Oscar sagte einmal, Kunst sei das einzig Ernsthafte auf der Welt, während der Künstler der sei, der nie ernsthaft ist.
Seitdem ich die Kunst wieder in mein Leben gelassen habe, ist es so viel echter. Purer. Reiner. Die Linien werden einerseits immer klarer, andererseits immer abstrakter. Nichts ist für die Ewigkeit. Keine Handlung – und erst recht kein Gedanke. Das ist Macht. Kunst ist Macht.