Die letzten Tage war viel los. Eigentlich war ununterbrochen was los. Arbeit, Wohnungssuche, Sport, Familie, Freunde und dazwischen auch mal essen, schlafen und aufs Klo gehen. Noch dazu haben wir gerade kein Internet in der Wohnung. Eine denkbar schlechte Grundvoraussetzung für so eine Challenge. Doch so kommt man andererseits auch in den Genuss zahlreicher alternativer Leipziger Cafés und deren mannigfaltigen koffeinhaltigen Heißgetränke.
Dann war gestern. Mein erster freier Tag, den ich in Bayern bei meiner Familie verbrachte. Eigentlich startete er ganz gut: Ausschlafen, Sonnenschein, Natur, Sport, leckeres Essen von Mama…und eigentlich freute ich mich darauf, diesen Tag mit kreativen Dingen zu füllen. Endlich mal wieder ausgiebig Schreiben, Musik machen, bei mir ankommen. Da habe ich die Rechnung wohl ohne meine Lustlosigkeit gemacht, die immer mal urplötzlich und vollkommen unangemeldet bei mir hereinschneit. So auch gestern. Wow. War ich vielleicht schlecht drauf. Das gab es schon lange nicht mehr. Ganz zum Leidwesen meiner Liebsten. Und auch zum Leidwesen meiner Selbst. Ich war schon komplett von mir selbst genervt. Konnte aber nichts an meinem Zustand ändern. Ich war Hypersensibel. Spürte die Aggressivität bei unzähligen, noch so kleinen unwichtigen Dingen in mir aufsteigen: Als meine Schwester singend durch die Wohnung lief (und sie singt sehr schön, sie ist Musikerin), als sich mein Handy nicht mit der bluetooth-fähigen Lautsprecherbox verbinden lies, als meine Mutter mich fragte ob ich einen Kuchen mit unseren frischen Johannisbeeren backen wolle (sowas mach ich eigentlich sehr gerne) und letztendlich als sie dann selbst einen backte und der nicht vegan war. Ich zeigte meine Aggressivität nicht offensichtlich. Auch wenn ich oft davon spreche, dass jede Gefühlslage wichtig sei und man auch seine negativen Gefühle nicht einfach runterschlucken sollte, kann man dies immer noch in respektvollem und emphatischem Umgang mit seinen Mitmenschen tun. Oder sich halt in irgendein Zimmer einsperren und dort seine Gefühle austragen. Und da ich ja noch dazu erst kürzlich einen Artikel über Aggressivität geschrieben habe, konnte ich es kaum fassen, dass ICH jetzt plötzlich Agressivitätspatient war. Was war da nur los?
Akzeptanz, nur ein bisschen schöner
Bisher, also einen Tag später, habe ich noch keine klare Antwort dafür. Ich habe auch nicht stundenlang damit verbracht, meine Gefühlslage zu analysieren. Denn das bringt ja laut Meister Eckhart auch nicht so viel um sie zu transformieren. So lies ich es einfach sein. Lies mich einfach sein. Versuchte in mich reinzuspüren was ich brauchte. Die drei Tafeln Schokolade waren es vielleicht nicht primär, aber zu etwas anderem war ich nicht in der Lage. Nichtmal zum Schreiben konnte ich mich aufraffen. Ich war so wütend auf mich selbst. Ich hatte fast den ganzen Tag mit Nichtstun außer Essen und Schlafen verbracht, dabei wollte ich doch Carpe Diem und so.
Irgendwann, als ich so über meine Lustlosigkeit und meinen Selbsthass sinnierte, fiel mir auf, dass diese Gefühle oft an Tagen eintreten, an denen ich zum ersten Mal nach einer längeren Phase keine bestimmten Termine habe. Also komplette Freiheit genießen kann. Vielleicht einfach nur eine Art der Entschlackung? Mag sein. Doch muss Entschlackung immer so unangenehm sein? Ich habe beschlossen, eine Testreihe dazu durchzuführen.
Und was man dagegen tun kann ohne was DAGEGEN zu tun. Also Akzeptanz, nur ein bisschen schöner.