Ich habe einen Schatz vergraben.
Einen verzauberten Schatz. In mir.
Ganz tief da unten, ja, tief drunten.
So dass ihn niemand finden kann, nein, da kommt keiner ran.
Nichtmal ich.
Es ist ein Erbstück der Familie
wohlbehütet war er dort nie.
Doch bei mir ist er nun sicher.
Denn meine Mutter hat ihn gut versteckt. Ins allerletzte Eck.
Mama wo hast du ihn denn hinvergraben, sag mir doch, wo ist die Stelle?
Oh, mein Kind, das weiß ich nicht, damals, da war dort ja kein Licht.
Lichterlos. Nur Dunkelheit. Sehen tat ich nichts. Und musst‘ ich ihn ganz heimlich dort verstecken.
Und, wer hat denn dann den Schlüssel nun?
Oh, mein Kind, auch da weiß ich keine Antwort dir, es ist ja auch alles nicht von mir.
Keinen Schlüssel, nun gut, aber weißt du wenigstens was drin da ist?
Ja, weißt du mein Kind, es ist ein Schatz, der aber uns nicht gehören tut. Doch haben wir die Ehre ihn zu hüten, gut.
Die Ehre, oh, wie wundervoll, doch will ich wissen, was da drin sein soll.
Wenn ich schon so schwere Lasten trage, ja auch wenns ein Goldschatz ist, so möcht‘ ich wissen was da meine Kräfte frisst.
Ja doch, ja, es interessiert mich auch. Nun ist es aber eben dieser Brauch.
Und was nun, wenns ein Monster ist, dann sinds nicht nur meine Kräfte die er frisst.
Dann muss ich kämpfen – und kämpfen kann ich nicht. Doch Du jedoch, du starke Frau, schau dich an, deine Brust so breit, deine Arme, so zäh, dein Stand so fest, du kannst kämpfen.
Aber Mutter, Mutter, siehst du denn nicht? Ich bin so stark geworden, weil ich so schwere Last bald trug, deine Last, dein Schatz, den du ja niemals öffnen wolltst.
Hilf mir doch wenigstens zu buddeln, hilf mir, zeig mir, irgendwas. Und lass mich nicht im Dunkeln tappen.
Kind, mein Kind, was soll ich zeigen dir. Wenn doch auch ich nur im Dunkeln war – mit mir, ganz allein mit mir. Damals, als ich diesen Schatz bekam, war ich einfach nur so froh, mein Herz das brannte lichterloh. Ein Schatz. Der dann MEIN Schatz bald schon war. Nur meins. Für mich allein. Weil damals, weißt du, da konnte doch nichts nur für uns sein. Und behütet, das fühlt‘ ich nie. Du weißt doch, du weißt es doch. Da wurd‘ ich rumgereicht von hier nach dort. Weil meine Mutter war ja fort.
So war es dieser Schatz, der mir so viel gab, weil er unter meiner Obhut lag. Ganz egal, was es nun war, was es jetzt ist, es war – es ist mein Schatz. Mein ein und alles. Und ich wollt‘ ein guten Platz für ihn. So warst es du, dein Sein, was mir richtig schien für ihn.
Ach Mama, Mama, ja, jetzt kann ich dich verstehn‘. Ja, ich kann dich sehn‘. Ich sehe es. Jetzt spür ich es. Meine Kraft. Hast du mich doch im Zeichen des Schützen der Welt gebracht. Ich schütze. Ich schütze es. Ich schütze dich. Hab keine Angst. Denn da ist keine Angst. Da ist kein Feind. Kein Angriff. Du kannst frei kämpfen nun. Denn du kämpfst doch so gern. Und ich bin dir dabei niemals fern. Mit deinen Hörnern volle Kraft voraus. Dein Zeichen ist der Widder. Mit seinen mächt’gen Hörnern. Und seinem wohlwollendem Wesen.
Ich schütze dich. Du darfst sein. Zeig mir deine Wut. Deinen Schmerz. Deine Verletzlichkeit. Geh mit den Hörnern durch die Wand. Du wirst damit niemanden verletzen. Auch nicht dich selbst. Du wirst mit deinen Hörnen die Mauern durchbrechen, die den Schatz vor uns verdecken. Und ich, ich bin da für dich. So wie es der Schatz damals war. Doch anders als er, öffne ich mich.
Wow! Ich liebe diesen Text.