– ein Update zu meinem „Scham“-Projekt
Mit meiner heutigen Klientin, die sich für mein Schamprojekt bereiterklärte, ging es um Scham vor den eigenen Grenzen.
Grenzen ziehen, seinen eigenen Raum abstecken und diesen wahren, auf ihn Acht geben.
Wirklicher Kontakt entsteht nur an der Grenze. Stell dir vor, du hättest keine Haut, da wäre nichts, einfach nur Luft. Könntest du Kontakt erfahren? Eine andere Person ganz konkret physisch spüren? Könntest du dich selbst als eigenständiges Wesen spüren?
Nein.
So sind also Grenzen eine überlebenswichtige Instanz.
Wenn wir uns für unsere Grenzen schämen, wenn wir uns dafür schämen, ein „Stopp“ zu kommunizieren, laufen wir also Gefahr, kontaktlos zu bleiben. Demnach laufen wir Gefahr, zu verhungern. Denn wo kein Kontakt, da kein Nähren.
Welten, die sich sehr symbiotisch anfühlen, die sich dem Genuss des Ineinander Verschwimmens und Verschlingens hingeben, eine starke Sehnsucht zum Einssein, sind letztlich auch Welten der Kontaktlosigkeit. Wir verlieren uns darin.
Nun
erfahre ich Scham auch
immer mehr als Teil des
Grenzgefühls. Dieser
Satz „Ich möchte am liebsten im Boden versinken“ stellt sich für
mich paradoxerweise lediglich als Symptom unterdrückter Scham dar.
Wenn ich Scham bewusst spüre, sagt mir mein
Körper, dass sich entweder etwas noch nicht ganz sicher anfühlt und
ich lieber noch ein
bisschen beobachten soll,
oder – und das ist letztendlich nur eine andere
Sichtweise dafür –
er zeigt mir durch die Signalisierung von Scham ganz deutlich, welche
Sache in mir lebendig sein möchte, sich gerade anbahnt, geboren
werden möchte – und einfach sicherstellen möchte, dass ich (und
auch mein Umfeld) auch respektvoll mit ihr umgehe. So verhilft mir
Scham, das richtige Tempo zu finden, im Ausdruck meiner Selbst, im
Kontakt mit anderen.